Imperium. Das erste Kaiserreich
Die Ausdehnung der Republik hatte natürlich auch Folgen im Inneren: Die schiere Größe des neuen Reiches führte zur Verkomplizierung der Verwaltung, bestand doch der Senat aus Vertretern der einzelnen Städte - und je mehr Stadtstaaten beitraten, desto mehr Senatoren gab es.
Das hatte zur Folge, dass, in Zeiten vormoderner Verkehrsmittel, die Senatoren entweder ständig zwischen ihren Heimatstaaten und Ephèbe-Stadt reisen oder aber in der Hauptstadt selbst einen ständigen Wohnsitz haben mussten. Im Laufe der Jahrhunderte legten sich immer mehr Senatoren Villen in der Hauptsstadt zu, lebten ständig in Ephèbe-Stadt, zeugten und zogen ihre Kinder groß, starben und wurden hier beerdigt, kurz und gut: Sie verloren jeglichen Bezug zu ihren Heimatstädten, soweit sie diese nicht, vorwiegend einmal im Jahr, besuchten um ihre Besitzungen zu inspizieren.
Die Stadtstaaten wurden also nicht mehr von ihren eigentlichen Regenten im Senat vertreten, die Senatoren vertraten schliesslich nur noch ihre eigenen Interessen.
Zunahme sozialer Verwerfungen. Vom Untergang der Res Publica.
Die dem Dritten Lokanischen Krieg folgenden 389 Jahre (364-753/389v.Chr-0) sind durch zunehmende soziale Konflikte gekennzeichnet. Die ersten 100 Jahre des Prozesses, in dessen Folge die erste Republik zerbrach, handelte es sich um einen langsamen, schleichenden Vorgang. Reiche Senatoren erbauten sich immer größere Villen in der Hauptstadt Ephèbe und stachen sich gegenseitig in der Führung regelrechter Hofhaltungen aus. Die Paläste wurden grösser und grösser, auch immer prunkvoller und luxuriöser.
Das hatte zur Folge, dass weniger Begüterte sich Wohnungen in der Hauptstadt nicht mehr leisten konnten oder aber in vielstöckigen Mietskasernen "wohnen durften". Da die Reichen aber natürlich nicht auf Bedienstete verzichten konnten und wollten, sprachen sich die Senatoren dafür aus, nach Norden, in die tropischen Bereiche Salvagitis einzudringen. Zunächst nur durch Handelszüge, wobei die ladinische Aristokratie dafür sorgte, dass die einheimischen Stämme sich gegenseitig bekämpften: Man kaufte Sklaven - und zwar bei jedem Stamm! Die Häuptlinge dieser Stämme fanden schnell Gefallen an ladinischem Glas, ladinischem Schmuck und Gold, an ladinischer Seide und Byssus, an ladinischem Luxus. Und um all das bezahlen zu können brauchten sie Kriegsgefangene, die auf den Sklavenmärkten der Republik verkauft werden konnten. So lebten die Stämme des Nordens in ständigen Kleinkriegen - mit dem (für die Ladiner!) angenehmen Nebeneffekt, dass jene Stämme als Bedrohung wegfielen.
Wenn Arbeit ständig "verbilligt" wird, indem man sich immer kostengünstigere Arbeitskräfte ins Land holt, so bedeutet dies unter der eigenen Bevölkerung steigende Arbeitslosigkeit, die Sklaverei wird dann alltäglich!
Sklaverei gab es in Ladinien vom Anfang seiner Geschichte an - wie bei fast allen Völkern der Welt! Allerdings waren die Sklaven der Frühzeit immer auch Teile der jeweiligen Familie und ihre Zahl hielt sich in engen Grenzen, etwa wenn Bauern einen oder zwei Helfer oder eine Familie einen Lehrer für die Kinder des Hausherren besaß. Nun aber hielten sich Großgrundbesitzer tausende, ja zehntausende Sklaven!
Selbstverständlich führte diese Entwicklung zu großer Unzufriedenheit und zur Landflucht. Die Mietskasernen wurden immer höher und wurden immer schlechter gebaut. Einstürzende Neubauten waren damals nicht etwa ein Bandname, sondern Alltag. Senatoren, natürlich durch Mittelsmänner gedeckt, kauften die Grundstücke auf und errichteten aus den Trümmermeterialien schwindelerregend hohe Bauten (bis zu 16 Stockwerke!). Und a Platz knapp war, wurden die Häuser (die zum Schluss diesen Namen nicht mehr verdienten!) nicht nur immer noch höher und immer billiger, sondern auch immer enger beieinander stehend erbaut, was zu häufigen Brandkatastrophen führte.
Die Hauptstadt wurde mehr und mehr zum Hexenkessel, es drohten Austände des Proletariats, ein Albtraum für die Aristokraten!
Für einen jungen - und leider völlig mittelosen - Adeligen aus der nahe bei Ephèbe liegenden Stadt Reate, Aulus Flavius Octavianus, bot sich nun die Gelegenheit, sich politische Macht zu verschaffen: In dem er sich der Plebs anschloss!
Octavianus machte sich zum Wortführer der Armen und forderte bei öffentlichen Zusammenkünften eine politische Mitsprache der unteren Klassen.
Wieweit sein Engagement von Machtkalkül oder tatsächlicher sozialer Sorge getragen war, oder ob es sich hierbei um eine Mischung aus beidem handelt, lässt sich natürlich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen, besitzen wir doch lediglich ein einziges historisches Werk aus dieser Zeit, die "Historia Flaviana", geschrieben von Marcus Tullius Tranquillus, einem engen Freund des Aulus Flavius Octavianus!
Tranquillus stammte aus plebejischer Familie, die es mit geschickten Handelszügen und unter anderem Sklavenhandel, zu soviel Wohlstand gebracht hatte, dass sie in den nächst höheren, den der Equites, der Ritter, aufsteigen konnte. Die Teilhabe an der politischen Willensbildung war ihm freilich versperrt, in den Senat kam nur, wer der Aristokratie angehörte. So machten sich die beiden Freunde die Unzufriedenheit der Massen zunutze und führten die (durch sie selbst und ihre Mithelfer, so darf man annehmen) aufgebrachte Menge direkt zum Senatsgebäude, dass schon damals dort lag, wo es sich auch heute noch befindet. Zum Vesta-Tempel also! Einige Wortführer der Plebejer forderten, alle Senatoren zu töten und den Senat niederzubrennen. Aulus Flavius Octavianus gelang es schliesslich, den völlig verängstigten Senatoren die Konzession abzuringen, dass in Zukunft das Volk an den Wahlen zum Senat und zum Konsulat beteiligt wurden.
Erstes Volkskonsulat (603/150 v.Chr.)
Die beiden Konsuln des Jahres 603 hiessen - man soll es nicht glauben! - Aulus Flavius Octavianus für die Aristokraten und Marcus Tullius Tranquillus für das Volk. Zum ersten Male also zwei Consules und zum ersten Mal ein Nicht-Aristokrat im höchsten Amt der Res Publica!
Und zum ersten male tauchen die Flavier in der Geschichte auf, ja, genau jene Flavier, die heutzutage das kaiserhaus stellen. Einmal in das Konsulat gelangt, waren die Flavier nicht mehr die relativ arme Familie "vom Lande" sonder eben "consular". Dadurch waren auch für die höchsten Kreise standesgemäß. Wir werden den Flaviern - und anderen Familien - noch des öfteren begegnen.
Die soziale Lage der unteren Schichten änderte sich unter diesem ersten Doppelkonsulat tatsächlich: Es wurde die Cura Annona eingeführt, eine öffentliche Alimentierung, die zunächst in der Vergabe aus verbilligtem Brotgetreide bestand, das aber später dann kostenlos verteilt wurde.
Da die Aristokraten ihre immensen Vermögen nicht geschmälert sehen wollten, dass einfache Volk der ephèbischen Inseln aber ernährt werden musste, wurden Kriege geführt. Die ohnehin innerlich zerstrittenen Stämme des Nordens wurden nach und nach unterworfen. Auf diese Weise lernten die Ladiner sowohl die Kartoffel als auch die Tomate kennen, die bei den Stämmen bereits kultiviert worden waren.
Auf diese Weise wurde die Res Publica immer größer und dehnte sich weit über ihr eigentliches Siedlungsgebiet aus, auch wenn diese Ausdehnung noch nicht den Stand des späteren Imperiums erreichte.
Allerdings führten die Kriege gegen äussere Feinde nicht zum Frieden im Inneren. Im Gegenteil!
Fabii, Justinii, Cornelii und andere führten nicht nur ihre Heere in den Norden, sondern in den letzten 50 Jahren auch gegeneinander. Es war also nur eine Frage der Zeit, wann es einer dieser Adeligen - oder auch ein Bürgerlicher - schaffen würde, die Macht dauerhaft zu erobern und eine Monarchie einzurichten. Die Ladiner waren und sind nicht generell Republikaner, vielmehr können sie einer Monarchie durchaus einiges abgewinnen, zumal sie in den Klientelstaaten ja auch ständig einige Vorbilder vor Augen hatten. Syrene mit der Residenz Antiocheía, zum Beispiel.
Einer der Generäle, ein aus der Plebs aufgestiegener Konsul der Republik, Claudius Nepisspottus, schlug im 753/0 alle anderen Bewerber um den Thron (und die letzten Verteidiger der Res Publica gleich mit) und nahm den Titel Augustus an, was "Erhabener" bedeutet.
Noch im selben Jahr entsandte er einen seiner Feldherrn, Claudius Agoraphobius, ins Land der Choleriker, eines Stammes, der damals im Süden Victoriens lebte.
Nach der Eroberung des Südens Victoriens blieb Claudius Agoraphobius, ein Schwager des Kaisers, zur Neuordnung der Provinz im Kastell Paradoxum, aus dem bald die Provinzhauptstadt hervorgehen sollte.
Claudius Nepisspottus regierte 50 Jahre, bis zum Jahre 803/50 n.Chr., bevor er friedlich im Bett verschied.
Zwar hatte der Adel über den aus bürgerlichen Kreisen stammenden und mit ländlichem Akzent sprechenden ersten Kaiser beharrlich die Nase gerümpft, beim Volk jedoch war der zupackende Herrscher sehr beliebt. Er war der erste, der öffentliche Gladiatorenkämpfe veranstalten liess. Diese sogenannten "Spiele" mögen uns heute grausam erscheinen, damals waren sie aber auch eine Hinrichtungsmethode und fanden daher allgemeine Zustimmung. Sogar Dichter und Philosophen lobten die Gladiatorenkämpfe als "Hort der Manneszucht und Abhärtung" zu preisen.
Nach einer derart langen Regierungszeit, in der das Reich nichts kannte als siegreiche Feldzüge nach Aussen und Frieden im Inneren, verstand es sich von selbst, dass nicht einmal der Senat selbst nach dem Tode des Kaisers die Republik erneut errichten wollte.
Auf Claudius Nepisspottus folgte sein Sohn, Claudius Nepisspottus Agrippa, er schon mit drei Namen, dem Zeichen aristokratischer Abstammung in jener Zeit.
Wir wollen in diesem kurzen Abriss der ladinischen Geschichte (und nur ein solcher kann er sein) nicht sämtliche Kaiser dieser Dynastie aufzählen, doch sei gesagt, dass sie sich recht lang halten konnte: Bis zum Jahre 925/172 n.Chr..
Interessierten sei nur soviel gesagt, dass in dieser Familie so ziemlich jede menschliche Verhaltensweise vorkam. Von selbsternannten Poeten bis zu selbsternannten "Göttern", von Herrschern, die lieber Gärtner geworden wären , bis zu echten Talenten, unter denen die Eroberung Victoriens abgeschlossen wurde. Von echten Langweilern wie Marius Nepisspottus Ahennobarbus, von dem sich sagen lässt, er habe keine Kriege geführt und das Volk habe ihn gemocht, weil er sich nie in ihr Privatleben einmischte bis zum letzten Vertreter des Hauses, Gaius Nepisspottus Manlius, der so verschwenderisch mit den Leben von Senatoren (und denen seiner Familie!) umging, dass am Tage seines von den Senatoren, die noch übrig waren herbeigeführten Todes niemand aus dieser Familie mehr da war, der ihm hätte folgen können. Also wählte der Senat zum ersten Male einen Kaiser, eine Wahl die dadurch erschwert wurde, dass man nicht sicher war, ob der Kaiser auch tatsächlich "zu den Göttern" gegangen war, denn die Attentäter hatten den Herrscher in einer Jauchegrube ertränkt und dann vergessen, ihre auftraggebenden Senatoren hierüber zu informieren. Bis man die Leiche des Despoten fand, vergingen 5 Tage. Wie Historiker meinen ein würdiges Ende für ein unwürdiges Leben. Nächster Akt: Die Fabische Dynastie.